Operationen aus der Sicht eines Meerli
Jetzt möchte ich mal erzählen, wie für mich ein Tag aussieht, an dem ich operiert werde:
Morgens kurz nach 6 Uhr: Endlich gibt's Frühstück. Meine Freundin May Ly und mir hängt der
Magen in der Kniekehle. Zum Frühstück gibt's heut Salat, Gras und natürlich Gurke-mampf-
Kurz vor 8 Uhr: May Ly und ich schlafen ne Runde. Als ich mal kurz blinzele, sehe ich, das Herrchen
mit unserer Transportbox ins Zimmer kommt. Geht's jetzt schon nach draußen in den Auslauf???
So gegen 8:30 Uhr: Nix Auslauf. Ich sitz mit May Ly im Wartezimmers unseres Doc´s.
May Ly muss bestimmt wieder ihre Spritze für ihr Auge bekommen. Ich bin ja nur als ihr Beschützer mit.
Gegen 9 Uhr: Mir schwant schlimmes. May Ly hat ihre Spritze bekommen und nun werde ich aus der
Transportbox geangelt. Der Doc schaut sich meinen Rücken an und bespricht noch einiges mit Herrchen
und Frauchen. Hm, hört sich nicht so besonders an. Plötzlich pickst mich jemand in mein Hinterbeinchen
und ich werde ganz schnell von Herrchen auf den Arm genommen. Warum werde ich jetzt bloß so müde...
Was passierte, während Samuraj schlief:
Samuraj wird auf eine Unterlage gelegt, die sich optimal der Körperform anpasst.
Darunter kommt ein Wärmekissen, damit Samuraj nicht auskühlen kann. Die entzündete Talgdrüse wird frei
rasiert und dann vom Tierarzt unterspritzt. Nun sieht man erst richtig, wie stark vergrößert die Talgdrüse ist.
Die Wunde wird desinfiziert und die OP beginnt. Die Talgdrüse sieht während der OP mehr aus wie eine
bösartige Wucherung. Sie ist sehr gut durchblutet. Ein Blutgefäß muss durchtrennt werden, damit die Wucherung
entfernt werden kann. Wir hoffen, das die Wucherung nicht durch die Bauchdecke geht. Dann die Entwarnung
vom Doc: Die Wucherung hat sich gut entfernen lassen und ist nicht durch die Bauchdecke gegangen.
Das bis dahin abgeklemmte Blutgefäß wird genäht und die Wunde sieht gut aus. Dann geht's ans Nähen der
Wunde. Samuraj hat eine sehr feste und dicke Haut (haben die meisten Meerlis, aber Samuraj hat besonders
dicke Haut) und der Doc musste wahre Knochenarbeit leisten. In die Naht wurde ein Antibiotika gegeben,
da die Wunde sehr groß und tief ist. Nachdem die Naht fertig ist, bekommt Samuraj ein Silberspray über
die Naht. Im Anschluss bekommt er das Gegenmittel des Narkosemittels (er bekam eine Sedationsnarkose).
Die Narkose hat den Vorteil, das die Tiere nicht alleine wach werden müssen. Dadurch entfällt die Möglichkeit
der Auskühlung nach der OP. Leider sterben viele Meerlis in dieser Phase durch das Auskühlen. Nachteil dieser
Sedationsnarkose: Sie belastet den Kreislauf) und ein entzündungshemmendes Medikament. In der Zeit bis
Samuraj wach wir, schneidet der Doc die Talgdrüse auf. Dann endlich das richtige Aufatmen: Es ist Talg in der
Wucherung. Einschicken wollten wir die Wucherung nicht. Auch wenn es bösartig gewesen wäre, hätten wir nie
die Möglichkeit einer Chemotherapie in Erwägung gezogen. Wenn man bedenkt, wie die Chemo einem Menschen
zusetzt, überlegt man sich, ob man das einem Meerli antun will. Samuraj wird allmählich wach, die Tasthaare
bewegen sich und er beginnt zu kauen. Wir holen seine May Ly aus der Transportbox und setzen sie zu ihm.
Ca. 9:45 Uhr: Ich werde allmählich wach. Herrchen und Frauchen schieben mir meine Pfötchen unter den Bauch.
Seit wann hab ich so viele Pfötchen und was soll ich mit denen anstellen??? Ich blinzele noch einmal und was sehe
ich: meine kleine May Ly sitzt vor mir! Nun muss ich mich erst mal bei ihr ankuscheln. Das hat mir in der letzten
Stunde sooo gefehlt. Jetzt geht es mir gleich viel besser. Gegen 10 Uhr: Der Doc schaut wieder nach mir und hält
mir sein Stethoskop an den Leib. Herz und Atmung sind ok. Was auch sonst?? Bin doch ein „alter Hase", was OP´s
angeht. Dann sagt mein Doc: „Ok, ihr seit entlassen". Herrchen und Frauchen setzen May Ly und mich wieder in
die Transportbox und ab geht's nach Hause. Ich bin zwar noch ein wenig schläfrig, aber mir geht's gut.
Als wir um 10:45 Uhr zu Hause sind, werden wir in unseren Käfig gesetzt und wir bekommen Leckereien,
weil wir beide so super artig waren. Dann schlafen May Ly und ich erst mal. Bald gibt es Mittagessen
(ne Riesenscheibe Gurke und andere Leckereien). Ab ca. 13 Uhr: Der Tag läuft weiter wie normal.
Ich baggere meine kleine Maus an, bettele um gepresste Erbsen und freue mich, das ich zu Hause bin.
Ab und zu zieht es ein wenig auf meinem Rücken, aber das macht nichts. Herrchen und Frauchen schauen immer
wieder nach mir und fragen mich, wie es mir geht. Blöde Frage!! Gut natürlich, das sieht man doch!!!
Abends schauen wir nach der Naht von Samuraj. Die Wunde ist abgeschwollen, hat nicht genässt und sieht
wirklich gut aus. Samuraj bekommt am ersten Tag Schmerzmittel. Für die nächsten Tage wird entschieden, ob
und wann er Schmerzmittel benötigt. Des weiteren bekommt Samuraj ein entzündungshemmendes Medikament.
Einen Tag nach der OP sieht und merkt man nicht, das er gestern eine OP hatte. Er ist super gelaunt,
hat einen sehr guten Appetit und spielt mit seiner May Ly. Am 19.5.05 werden dann die Fäden gezogen.
Die Fotos von der entfernten Talgdrüse möchten wir hier nicht zeigen, da sie doch sehr scharf sind und nicht
jedermanns Sache sind.
Einmal kurz die OP-Geschichte von Samuraj:
Samuraj´s Operationen:
4.5.04: Nase aufgeschlitzt, muss genäht werden. Auf dem Rücken einige Bissverletzungen, die aber nicht so wild sind.
10.6.04: Kastration
26.8.04: erste OP auf dem Rücken. Eine der alten Bisswunden hat sich entzündet und muss operiert werden.
5.10.04: zweite OP auf dem Rücken. Die nächste alte Bisswunde muss operiert werden.
9.5.05: entzündete Talgdrüse
Samuraj ist wirklich ein tapferes, kleines Meerschweinchen. Er hat sich niemals hängen lassen, sich nie
aufgegeben und immer artig seine Medikamente genommen. Er hat seinen Namen zu Recht. Viel zu verdanken
hat er auch seiner kleinen Maus May Ly. Denn ohne die kleine hätte er vielleicht keinen Grund gehabt, zu kämpfen!
Zum Schluss möchten wir uns, auch im Namen von Samuraj, ganz herzlich bei unserer Tierarztpraxis
bedanken. Ihr seit ein tolles Team und habt mal wieder Superarbeit gemacht.
Ohne euch gäbe es Samuraj nicht mehr.